Mittwoch, 29. September 2010

Vor - und Nachteile unterschiedlicher internetgestützer Kommunikationstools

Vor einiger Zeit habe ich an einem Seminar teilgenommen, bei dem zu Eingang die Frage gestellt wurde, was wir am liebsten schreiben. Ich habe geantwortet: Emails. Meine Präferenz für diese Art der Kommunikation hat sowohl private als auch berufliche Gründe. Beruflich schätze ich diese Art der Kommunikation sehr, da sie – insbesondere hinsichtlich Absprachen etc. – verbindlicher ist, allein aufgrund dessen, dass sie textbasiert und reviewable ist. Dieser Punkt ist für mich zudem sehr wichtig, da sich meine Tätigkeit auf diverse Projekte und unterschiedliche Tätigkeitsfelder verteilt, und mir Emails die Möglichkeit geben, div. Schritte nochmals nachzuvollziehen. Auch empfinde ich diese Art von Kommunikation z.T. als große Zeitersparnis, da ich oft viele Personen zum gleichen Inhalt ansprechen muss, bzw. andere Personen über meine Aktivitäten informieren muss. Die „one to many“ Kommunikationsmöglichkeit von Emails erleichtert somit die tägliche Arbeit. Ein großer Pluspunkt ist zudem, dass ich als Produzent einer Email auch die Möglichkeit habe diese vor dem Versenden nochmals zu überarbeiten und ggf. im Wortlaut zu korrigieren (revisability). Ich merke allerdings auch, dass die Revisability von Email unbedingt nötig ist, da im Vergleich zur face-to-face Kommunikation oder beim Telefongespräch wichtige nonverbale Informationen fehlen. In Emails bin ich beruflich viel förmlicher (höflicher) und privat netter (ich verwende bspw. zunehmend mehr Emoticons). Die Asynchronität bei der Kommunikation via Email ist auf der einen Seite sehr praktisch: privat hilft es mir, den Kontakt zu meine Freunden in NRW weiterhin zu pflegen. Ich kann ein „Gespräch“ beginnen, wann ich will, und bin nicht darauf angewiesen, ob mein Gesprächspartner gerade Lust hat oder überhaupt erreichbar ist. Und ich freue mich auf eine Antwort – egal wann. Letzteres ist allerdings aus beruflicher Sicht für mich oft problematisch. Meiner Erfahrung nach herrscht je nach Unternehmen eine andere Kultur im Umgang mit Emails. Bei meinem alten Arbeitgeber, mussten Emails binnen 3 Stunden beantwortet sein, bei meinem neuen binnen 3 Tagen! Und auch dies variiert nochmals von Person zu Person. Zudem entdecke ich, dass viele eine wahre „Weiterleitungs- und CC:-setzen“-Manie entwickeln. Das kann ein Segen sein, wenn man dadurch immer auf den neuesten Stand ist, allerdings ein Problem, wenn man sich gleich morgens mit einer Flut neuer Nachrichten gegenüber sieht, die nach genauerem Sichten vielleicht gerade mal 10% wirkliche, adressatengerechte Inhalte haben.


Mit Begin des Studiums habe ich eine völlig neue Kommunikationserfahrung machen können: das virtuelle Klassenzimmer. Es erlaubt synchrone Kommunikation, obwohl die Gesprächspartner hunderte von Kilometern entfernt sind. Das ist toll, ungewohnt und war am Anfang ganz schön schwierig, zumal auch die Gesprächspartner kaum bekannt waren. Ja, man hat sich an einem kurzen Wochenende kennengelernt, aber ohne die Mimik des anderen zu sehen, fragt man sich doch des öfteren wie eine bestimmte Bemerkung nun gemeint war. Das schwierigste bei dieser Kommunikation (und Zusammenarbeit) ist meiner Meinung nach, die Abstimmung: wer redet, zeigt, schreib, etc.?. Großartig ist die Möglichkeit, gemeinsam an einem Dokumenten etc. zu arbeiten, zu wissen, dass der andere gerade das gleiche sieht und sich damit befasst (Es sei denn, jemand guckt sich gerade andere Websites an, oder ist mal kurz aufgestanden….). Dies kann natürlich, wie im Studienbrief beschrieben auch ein Nachteil sein, wenn bspw. Unklarheit über die aufgabenrelevanten Aktivitäten der Anderen (workspace awareness) oder die Kenntnis darüber fehlen, wer seine Aufmerksamkeit gerade worauf richtet (mutual awareness). Weiter problematisch fand ich vor allem zu Anfang, dass – z.B. bei Connect – gleichzeitig zwei Kommunikationswege zur Verfügung stehen: Voip und der Chat. Es war manchmal schwierig den Fokus zu halten, bei gleichzeitiger Kommentierung von Gesagtem im Chat, oder wenn sich im Chat sogar eine vollkommen andere Diskussion parallel entwickelt hat. Und trotz der wunderbaren Möglichkeit, sich bspw. ein Chat-Protokoll auszudrucken, oder die Sitzung aufzuzeichnen, finde ich da Nachvollziehen einer solchen Kommunikation – wenn sie nicht nachberarbeitet ist – schwierig.
Viele der genannten Stolperteine (oder Nachteile) finden sich – meiner Meinung nach - zu einem gewissen Grad auch in jeder anderen Gruppenkommunikation auftauchen. Denn: auch in face-to-face Besprechungen, kann man sich bspw. dem Problem einer fehlenden „mutual awareness“ gegenüber sehen.

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