Mittwoch, 29. September 2010

Lazarsfeld Konstrukt des Meinungsführers

Lazarsfeld Theorie (40er Jahre des 19. Jahrhunderts) des Opinion-Leader ist der Versuch der Verknüpfung medialer und informeller (face-to-face) Kommunikation. Ausgehend von der Annahme, dass der Mensch als soziales Wesen immer Mitglied einer Gruppe ist, entwirft Lazarsfeld die These, dass persönliche Bekanntschaften mehr Einfluss auf die individuelle Meinungsbildung haben als Massenmedien. Er unterteilt die Menschen in Opinion-Leader und Opinion-Follower. Erstere beziehen ihre Informationen aus den Medien und geben diese als Experten an die Opinion-Followers weiter. Nach Lazarsfeld ist es dabei wichitg, dass der Opinion-Leader dem Follower persönlich bekannt ist, als Experte angesehen wird, und seine Expertise nur auf Nachfrage an den Follower weitergibt. Lazarsfeld Theorie ist in den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts bereits widerlegt worden, da herausgefunden wurde, dass nicht jeder Teil einer sozialen Gruppe ist und auch die Opinion-Follower von den Medien erreicht werden. Es zeigte sich ferner, dass auch Opinion-Leader ihrerseits Meinungsführer benennen, und dass auch sogenannte Virtuelle Meinungsführer (etwa Bekanntheiten des öffentlichen, medialen Lebens) Einfluss auf die persönliche Meinungsbildung haben.
Die Weiterentwicklung des Web zum Web 2.0, dem „Mitmach-Web“ verschärfen die Argumentation gegen Lazarsfeld Konzeption weiter. Dem Einzelnen stehen die vielfältigten Möglichkeiten zur Verfügung, um Information zu bestimmten Themen zu erhalten, und die die Grundlage für die Meinungsbildung legen und auch die eigenen Meinung anzubieten. Damit erhalten die Medien zugleich immer mehr Bedeutung hinsichtlich der Meinungsbildung des Einzelnen. Die spannende Frage die für mich daraus resultiert ist, wie wir festmachen, welche Quellen seriös sind, d.h. welchem Blog oder Forumsbeitrag, welchem Text wir als sogenanntes „Expertenwissen“ deklarieren. Schaffen wir z.B. durch social tagging virtuelle Opinion-Leader? Bestimmt die Anzahl der Follower bei Twitter, die Glaubwürdigkeit einer Quelle, oder die Anzahl der regelmäßigen Leser in einem Blog? Ich denke, dass das Konzept des Opinion Leaders durchaus noch seine Berechtigung hat, es aber auf die „neuen Medien“ angepasst werden muss.

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